Geschichte der Gemeinde Wojteg

Geschichte der Gemeinde Wojteg
Geschichte der Großgemeinde Vojtek (Wojteg)
Die Banater deutsche Ackerbauschule in Wojtek (Wojteg)


Abschrift nach einer Kopie des Originals, unter Beibehaltung des veralteten Wortlautes.

Ab Seite 90 ist folgender Artikel zum Lesen.

Ergolding, im März 2023

Eugen Farkas

 

 

Schwäbischer

 

Volkskalender

für das Jahr

1932.

 

Zwölfter Jahrgang.

 

Jahrbuch des deutschen Volkes im Banat, Arader und Sathmarer Gau.

 

Herausgegeben von der

Banater Deutsche Zeitung.

 

 

Alleinverkauf durch die Deutsche Buchhandlung Temeswar.

Druck und Verlag der Schwäbischen Verlags-Aktiengesellschaft, Temeswar 1931.

 

 

 

Die Banater deutsche Ackerbauschule in Wojtek (Wojteg).

Die deutsche Ackerbauschule in Wojtek wurde in Jahre 1927 von den schwäbischen Landwirten des Banates auf Grundlage einer Aktiengesellschaft in der Absicht gegründet, ihren Söhnen Gelegenheit zur fachlichen Ausbildung mit deutscher Unterrichtsprache zu bieten. Die Tatsache, daß der überwiegende, um sein Fortkommen schwer kämpfende Teil der Banater deutschen Bevölkerung Ackerbau betreibt, der auch gründlich erlernt werden muß, läßt die Errichtung einer die Belange des Bauernstandes vertretenden und fördernden Fachschule gerechtfertigt erscheinen.

Als Betriebsform der Schule stand stets diejenige einer landwirtschaftlichen Winterschule in Geltung. Im vergangenen Schuljahr 1930-1931 wurde neben dem Winterschulbetrieb auch der Ackerbauschul-Unterricht aufgenommen, der aber zufolge des geringen Besuches, welcher in der Unabkömmlichkeit der Bauernsöhne von den elterlichen Wirtschaften während der Sommermonate seine Erklärung findet, wieder eingestellt werden mußte. Diese Erfahrungen, welche auch mit den Beobachtungen in Deutschland und Österreich, ja selbst der entsprechenden staatlichen Lehranstalten des Inlandes im Einklang stehen, führten zur Verbreitung der landwirtschaftlichen Winterschulen und zur Auflassung zahlreicher Ackerbauschulen. Die Winterschulen sind an und für sich eher geeignet, breitere Schichten der Landbevölkerung in verhältnismäßig kurzer Zeit der landwirtschaftlichen Fachbildung zugänglich zu machen, weshalb sie von Seiten des Staates und der Körperschaften, hauptsächlich Landwirtschaftskammern, weitestgehender Unterstützung teilhaftig werden. In Erkenntnis dieser Tatsachen wurde auch an der Wojteker Ackerbauschule zufolge eines Beschlusses der Generalversammlung vom 21. Juni 1931 der Ackerbauschulbetrieb ausgelassen und der landwirtschaftliche Winterschul-Unterricht entsprechend den gesetzlichen Bestimmungen des Ackerbauministeriums, Zahl 271.542 vom 24. November 1930, eingeführt.

Zeck der Winterschule in Wojtek ist es, einen tüchtigen jungen Bauerstand heranzubilden, der nicht nur das rein Handwerksmäßige seines Berufes beherrscht, sondern mit naturwissenschaftlichen, betriebs und volkswirtschaftlichen Kenntnisse ausgerüstet die tausendfältigen Vorgänge der Landwirtschaft sich zu erklären und das erworbene Wissen zur Zeit und zweckmäßigen Bewirtschaftung des Anwesens nutzbringend zu verwenden weiß. Das Hauptgewicht wird auf Ackerbau, Viehzucht, Molkereiwesen, Wiesen und Obstbau, auf die Einführung in das landwirtschaftliche Genossenschaftswesen gelegt, ebenso gründlich werden auch die in der Volksschule erworbenen Kenntnisse erweitert.

Der theoretische Unterricht erstreckt sich auf 2 Winterhalbjahre, die jeweils am 15. Oktober beginnen und am 15. April des nächsten Jahres abgeschlossen werden. Die praktische Ausbildung der Schüler erfolgt im Sommer entweder in der Schulwirtschaft oder unter Aufsicht des Lehrkörpers in der elterlichen Wirtschaft.

Die Absolventen zweier Lehrgänge besitzen das Vorrecht der einjährigen Militärdienstzeit und sind vom Ergänzungs-Volksschul- Unterricht befreit. Aufnahmebedingung ist ein Mindestalter von 14 Jahren und eine Vorbildung von mindestens 4 Volksschulklassen.

Seit ihre Gründung wurde die Ackerbauschule von insgesamt 105 Schülern besucht und absolviert, die sich auf folgende Jahrgänge verteilen:

Schuljahr 1927-28   39 Schüler

Schuljahr 1928-29   27 Schüler

Schuljahr 1929-30   20 Schüler

Schuljahr 1930-31   19 Schüler

Von den 19 Schülern des letzten Schuljahres waren 16 Ackerbauschüler und 3 Winterschüler.

1. Jahrgang.

1. Bangert Johann, Guttenbrunn 129.

2. Besinger Jakob, Birda.

3. Brescher Nikolaus, Gottlob 75.

4. Gruber Michael, Grabatz 119.

5. Tehra Paul, Temeswar, 5 Bez.

6. Katona Anton, Bogschan.

7. Klein Bernhard, Hatzfeld 276.

8. Maschgan Kornel, Neupetsch 168.

9. Maschgan Erich, Neupetsch 168.

10. Peter Adam, Marienfeld 36.

11. Petry Josef, Gertianosch 25.

12. Umstätter Josef, Brestowatz.

13. Vormittag Jakob, Glogowatz 293.

 

2. Jahrgang.

1. Becker Johann, Giulvez 161.

2. Dragossy Karl, Tschawosch 16.

3. Karl Anton, Aradsanktmartin 8.

4. Reinlein Julius, Marienfeld 227.

5. Reinlein Nikolaus, Marienfeld 227.

6. Schmidt Franz, Gottlob 528.

*

Die Schüler erhalten in der Anstalt volle Verpflegung und Wohnung. Schule und Schülerheim sind in einem neuen, allen neuzeitlichen Anforderungen entsprechenden Gebäude untergebracht. Der Unterricht wird von 2 Landwirtschaftslehrern und einem Lehrer für allgemeine Fächer erteilt. Den Schülern steht eine Schulbücherei mit etwa 200 Bänder zur Verfügung.

Zum Zwecke der praktischen Ausbildung ist der Schule ein Landgutsbetrieb mit 220 Kat.-Joch Gesamtfläche angegliedert, wovon 150 Joch Eigenbesitz, 65 Joch aber Pachtung bilden. Die intensiv geführte Schulwirtschaft ist mit reichem Vieh und Maschinenbestand ausgestattet und bietet den Schülern Gelegenheit in allen Zweigen der Landwirtschaft gründliche Ausbildung zu erlangen.

Auf Viehzucht und Erzeugung erstklassigen Saatgutes wird ein besonderes Augenmerk gerichtet.

In Bezug auf Materiale ist der bisherige Erfolg der Pferdezucht in jeder Beziehung zufriedenstellend. Die Oldenburger Nachzucht ist sehr schön. Zufolge ständig abnehmender Rentabilität soll sich jedoch die Züchtung nur auf den Ersatz der eigenen Wirtschaftspferde beschränken.

Durch strenge Zuchtwahl, Verwendung erstklassiger Stiere und Ankauf von hochwertigen Rindern soll die Leistungsfähigkeit der Rinderzucht gesteigert werden. Zur besseren Verwertung der wirtschaftseigenen Futtermittel ist auch eine Ochsenmast in Kommission geplant.

Die Zucht des veredelten deutschen Landschweines zeitigte bisher in der Schulwirtschaft sehr gute Ergebnisse, allein der Umstand, daß der Staat von Fleischschweinen nur die Züchtung der Yorkshire Rasse unterstützt und fördert, ferner das Gemeinden und Private, ja selbst die in Frage kommenden ausländischen Absatzmärkte das Yorkshire Schwein bevorzugen, gab zum Übergang zur Züchtung des Yorkshire Schweines Veranlassung.

Die Anlage eines kleineren Sorten-Weingartens und der Ausbau der Geflügelzucht sind für die nächste Zeit ins Auge gefaßt worden.

Um den heutigen schweren Daseinskampf gegen die wirtschaftlich günstiger gelegenen Erzeugungsgebiete erfolgreich bestehen zu können genügt es nicht nur Grund und Boden zu besitzen und auf Erfolgen der Vergangenheit zu schöpfen, sondern Pflicht eines jeden Landwirtes ist es, alle Mittel zu ergreifen, um sich Fachwissen und Kenntnisse, die den Wirtschaftserfolg in aller ersten Linie bedingen, anzueignen. Dieses Wissen und Können den Banater schwäbischen Landwirten zu vermitteln und sie hiedurch im Wirtschaftskampfe zu unterstützen, ist die vornehmste Aufgabe der deutschen Ackerbauschule in Wojtek.

Halt fest am Pflug.

Halt fest am Pflug! Wenn auch die Zeiten stürmen,

Wenn saurer Schweiß Dir kaum Dein Brot erbringt,

Wenn sich der Ungunst graue Wolken türmen

Und Blitz auf Blitz auf Deine Saaten springt.

Halt fest! Kopf hoch! Wenn auch manch Hoffen bricht:

Der treue Gott verläßt den Mut’ gen nicht.

 

Halt fest am Pflug! Du kannst Dich nimmer härmen

Wenn „Giftbaums“ alles Spiel den Lohn Dir schmält,

für solch verächtlich Tun mag sich erwärmen,

wer eitel List statt harter Arbeit wählt:

vom Wucherspiel wird unser Volk nicht satt,

hat, nicht des Pfluges treues Walten statt!

 

Halt fest am Pflug! Wenn sich mit heiserm Bellen

Der Umsturzhorde Schlangenhaupt Dir naht:

Zum Trone stürzen und Altar zerschellen

Kein Bauer hilft zu solcher Fluchestat!

Bei Dir verfängt nicht schmeichlerischer Lug,

kein „Zukunftsstaat“, - der bleibt Dir frecher Trug!

 

Halt fest am Pflug! Goldtreu Kron´ und Altare,

Wenn auch das Zeitrad scheinbar schwankt und kracht,

Fleiß, Gottesfurcht, Genügsamkeit bewahre, -

Du sammelst Segen, ehe Du´s gedacht.

Füg´ Altem Gutem Reuerprobtes bei:

Bedächt´ger Fortschritt macht die Bahn dir frei.

 

Halt fest an Pflug! Kein Staat läßt jenen fallen,

der seinem Dasein Mark und Leben schafft.

Vertrau´! laß jene knechtisch Bitten lassen,

Den´ es gebricht an wahrer, eigner Kraft!

Zufrieden! Treu! Geht über Geld und Gut –

Ruft Dich Dein König: Ihm gehört Dein Blut.

                                                       H. Frh. v. S.

 

                                    Ende