Wojteger Dichtung

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Deportation nach Rußland
Unvergessen bleibt die Stunde,
unvergessen jener Tag,
der uns Deutschen in Rumänien
versetzte einen harten Schlag.
Schon bereits im Morgengrauen
ward man aus dem Schlaf geschreckt,
das Gepolter der Gendarmen
hat uns alle aufgeweckt.
Der Befehl, den sie erteilten,
war für alle strenge Pflicht
und wir hatten uns zu fügen
einen Ausweg gab es nicht.
Mit Proviant und warmer Kleidung
ging es zum besagten Ort
und schon nach paar knappen Stunden
hieß es dann: von Wojteg fort!
Zu Mittag mußten wir marschierend
In der Kreisstadt Detta sein.
Dort trafen auch aus anderen Dörfern
Solche Marschkolonnen ein.
Das Schulgebäude, in dem wir hausten,
war bereits zum Bersten voll
und keiner hatte eine Ahnung,
was mit uns geschehen soll.
Am dritten Tag begann die Reise;
In Wojteg blieb der Zug kurz stehn,
wir eingeschlossen riefen weinend
den Lieben zu: "Auf Wiedersehen!"
Eingepfercht in Güterwagen
Fuhren wir durchs weite Land:
Hinter uns die deutsche Heimat,
das Ziel vor uns noch unbekannt.
Durch die Ritzen, durch die Spalten
Konnte Bahnhöfe man sehen;
An der Grenze angekommen
wußten wir, wohin wir gehen.
In russische Waggons verladen,
ging's dem weiten Osten zu
"Lebe wohl, Banat, mein Wojteg,
meine liebe Heimat du!"
Fünf Jahre Lagerleben fristen,
fünf Jahre hinter Stacheldraht,
dazu noch Hungersnot und Kälte
oft unter minus dreißig Grad.
Wir mußten raus ob Schnee, ob Regen,
ob Sonntag oder Feiertag,
weil es doch für uns Verbannte
ja nur allein die Arbeit gab.
Wir mußten raus am Heil'gen Abend
Zur Arbeit in den Kohlenschacht.
Tief unten sangen wir in Tränen
Mit heisrer Stimme "Stille Nacht".
Ob beim Verladen, ob im Steinbruch,
ob Ziegelofen, Kohlenschacht,
wir hatten unsren Mann zu stehen,
wir wurden dazu hingebracht.
Zu Essen gab es dreimal täglich
dieselbe Suppe, leerer Fraß
und um den Hunger zu bezwingen
kochte mancher sich auch Gras.
Auch Schnecken, Muscheln ging man suchen
Bis zum Donezufer 'raus,
selbst das Fleisch verreckter Tiere
brachten Hungernde ins Haus.
Die Kranken wurden abgeschoben,
nach Deutschland hat man sie gesandt,
wie viele unterwegs gestorben,
die Zahlen blieben unbekannt.
So mancher hat's nicht überstanden,
so mancher starb den Hungertod.
Die Überlebenden, sie hofften
stets auf das nächste Morgenrot.
Und dann ist auch der Tag gekommen,
wir durften heim, wir waren frei!
Wir kamen wieder heim nach Wojteg-
Doch siebzehn waren nicht dabei.
Sie schlafen nun in Rußlands Erde
Kein Kreuz, kein Hügel zeigt die Statt,
wo mancher unsrer Leidgenossen
die letzte Ruh gefunden hat.
Maria Gilde, geborene Volk

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